Rétif de la BretonneDie Nächte von Paris
»Was gibt es nicht alles zu sehen, wenn aller Augen geschlossen sind!«
Ausgewählt, aus dem Französischen übersetzt
und mit einem Vorwort versehen von Reinhard Kaiser
528 Seiten. Gebunden mit Schutzumschlag
16 Abbildungen und 5 Doppelseiten mit Ausschnitten aus einem
historischen Stadtplan von Paris
28,00 € (D) / 28,80 € (A)
ISBN 978-3-86971-182-9
Alle Rechte: Verlag Galiani Berlin,
bei Kiepenheuer & Witsch GmbH & co. KG
Auch als E-Book verfügbar
Zwanzig Jahre lang hat der »Nächtliche Zuschauer« Rétif de la Bretonne damit zugebracht nach Sonnenuntergang die damals größte Stadt der Welt zu erkunden: Paris. In einem an Tausendundeine Nacht erinnernden Rahmen präsentiert er die merkwürdigsten seiner Erlebnisse und Begegnungen den Lesern. Grabräuber – Die bedrängte Frau – Der Geräderte – Fleißige Nichtstuer – Der Plakatabreißer – Das Geheimnis der Waschfrauen – Der nützliche Spion – Der Zeittotschläger – Die ersten Ballons – Tumult und Radau: Schon eine kleine Auswahl aus dem Inhaltsverzeichnis lässt erahnen, was für ein Schatz an Geschichten und Beobachtungen hier zusammengekommen ist. Im Dezember 1788 erscheinen die ersten zwölf Bände dieses Riesenwerks, zwei weitere folgen im April 1789. Da spürt Rétif schon, wie sich in der Metropole neuer Stoff zu sammeln beginnt, Zündstoff für die Weltgeschichte. Er ist beim Ausbruch der Revolution selbst mit dabei. Von der Bastille kommt ihm eine Gruppe von Revolutionären mit den aufgespießten Köpfen des letzten Gouverneurs dieses Gefängnisses und des eben noch amtierenden Bürgermeisters von Paris entgegen. Er wird in den nächsten Jahren immer wieder Augenzeuge von Mord und Zerstörung, von Phasen des Glücks- und Freudentaumels, von Gräueltaten, Massakern, Hinrichtungen – und setzt sein Buch fort.
Rétif de la Bretonne (1734 bis 1806) wuchs bei Auxerre in der Bourgogne auf und zog als Drucker nach Paris. Er gehört zu den wenigen Autoren der Zeit, denen das Leben des einfachen Volkes vertraut war. Er verfasste mehr als 50 oft mehrbändige Werke, Romane, Erzählungen, Portraitserien, Sozialutopien und lizenziöse Schriften. Seine Nächte von Paris sind ein Monument der Großstadtliteratur, hierzulande aber wenig bekannt. An seiner großen Autobiographie Monsieur Nicolas arbeitete er über viele Jahre hinweg und druckte sie auf seiner eigenen Presse. Rétif starb 1806 verarmt und vereinsamt.