Der bon Vivant, dessen Namen ich
trage, ist ein Heiliger, den man im Paradies kaum kennt, der sich dafür
aber um so enger meiner Familie angeschlossen hat, in der es nur zwei
Militärs gab — der eine war mein Großonkel, der jedoch zu meinem Glück
vor allem ein Mann des Hofes blieb. Denn wenn ich heute genug zu essen
habe, so deshalb, weil er sich aufs Trinken verstand und viel mit dem
Grand Dauphin [dem ältesten Sohn Ludwigs XIV.] getrunken hat, der
ihm zu seinem Vermögen verhalf. Sonderbarerweise hieß er Vivant. Der
andere Vivant ist mein Neffe, der General Brunet, der in der Schlacht
von Aspern einen Arm verlor...
Ich habe Sie einmal sagen hören —
wenn ich mich recht erinnere, war es gestern —, liebenswürdige Menschen
seien so selten. Fern von Ihnen trifft einen diese Wahrheit mit ganzer
Wucht. Deshalb werde ich zu allen Heiligen Venedigs beten, sie mögen
schlechtes Wetter kommen lassen, so dass ich Sie recht bald wiedersehe.
Aber sagen Sie dem Herrn Marin nichts davon, damit er mir bei der
Rückkehr nicht böse ist.
Aus dem ersten
Brief an Isabella Teotochi Marin, geschrieben am 4. November 1788 auf
dem Rückweg nach Venedig.
Tags zuvor war Denon ihr bei einer Abendgesellschaft in
Treviso zum ersten Mal begegnet. Seinen letzten Brief schreibt er ihr
vier Wochen vor seinem Tod,Anfang April 1825.
Wie hätte man derart kostbare
Merkwürdigkeiten hinter sich lassen können, ohne sie zu zeichnen! Wie
heimkehren, ohne sie nachher zeigen zu können! Lautstark verlangte ich
nach einer Viertelstunde; man gewährte mir — mit der Uhr in der Hand —
zwanzig Minuten. Jemand beleuchtete mir das Papier, während ein anderer
eine Kerze an jedem Gegenstand vorbeiwandern ließ, den ich ihm
bezeichnete.
In dem großen Buch über
seine Teilnahme an Napoleon Bonapartes Ägypten-Expedition schildert Denon,
wie er im Dunkeln, in einer Grabkammer im Tal der Könige, zeichnet,
Frühjahr 1799.
Ich verbringe meine Tage damit,
das näher kennenzulernen, was Sie mir anvertraut haben, und mich zum
Herrn von alledem zu machen, so dass ich in Zukunft vielleicht der
Meinung gerecht werde, die in Ihrer Wahl zum Ausdruck kommt; und
jedesmal wenn ich eine mögliche Verbesserung entdecke, widme ich sie
Ihnen und bekunde Ihnen meinen Dank dafür, daß Sie mich erwählt haben,
um sie zu bewerkstelligen.
Aus einem Brief
an Napoleon Bonaparte am 1. März 1803, kurz nach der Ernennung zum
ersten Direktor des Louvre.
Sire, zwei Pferde der Quadriga
auf dem Brandenburger Tor sind schon heruntergenommen. Das Übrige wird
in drei Tagen erledigt und in acht Tagen verpackt sein. Allerdings habe
ich mich mit den Berlinern nun wohl vollends überworfen; doch die Frauen
mit ihrem untrüglichen Taktgefühl haben alle gesagt: Die Victoria hätte
ich auch mitgenommen! Diese Trophäe ist umso glänzender, als sie
keinerlei wirklichen Wert besitzt.
Aus einem Brief
an Napoleon am 3. Dezember 1806 über den Stand der Arbeiten zur Wegnahme
der Berliner Quadriga.
Was wollen Sie, soll ich etwa
nichts nehmen? Nun, so wird ein anderer kommen, der alles
abholt.
Denon zu Ludwig
Völkel, dem Direktor der Sammlung des Fridericianums in Kassel, Januar
1807.
Möge meine Arbeit mir die
Wertschätzung jener Menschen erhalten, die in mir weniger den
Amtsinhaber als den passionierten Kunstfreund gesehen
haben.
Aus einem Brief
an einen englischen Freund, vier Monate nach seiner Demission, im
Februar 1816.