:::::::: Versammelte Werke ::::::::
Reinhard Kaisers Elektroarchiv ::: 

 
Zeitgenossen über Vivant Denon
 
 
Josef von Hammer-Purgstall, ein österreichischer Orientalist:
 
... der französische Raubkommissär...
 
 
Die Generäle der napoleonischen Armee, nach dem Zeugnis Johann Gottfried Schadows, des Erschaffers der Quadriga auf dem Brandenburger Tor:
 
...notre voleur à la suite de la Grande Armée - unser Dieb bei der Großen Armee...
 
 
Ennio Quirino Visconti, der bedeutendste Altertumsforscher seiner Zeit, verantwortlich für die Antikenabteilung des Pariser Museums, gegenüber einem ungenannten Besucher, der ihn gegen seinen weniger gelehrten, weniger sachkundigen Vorgesetzten Denon einzunehmen versucht:
 
Gewiss, ich habe mehr gelesen und mehr studiert als er. Aber während ich die Dinge erforschte, ging er hin und hat sie sich angesehen. Kurzum, wir brauchen einander und ergänzen uns gegenseitig. Und wenn ich schließlich alles gesagt habe, was ich weiß, errät dieser Teufelskerl noch den Rest.
 
 
Bartolomeo Benincasa, ein Spitzel der venezianischen Inquisition, Oktober 1792:
 
Er zollt der französischen Revolution offen Beifall — nicht aus Übermut, bösem Willen oder geistiger Verwirrung, sondern aufgrund einer sehr festen Überzeugung, die sich aus seiner theoretischen Stellungnahme gegen das monarchische Regierungssystem, aber mehr noch aus der Vielzahl und Ungeheuerlichkeit der Mißstände ergibt, die dieses System verursacht hat. ... Er verfügt in seinem Innersten  über einen echten, originellen Demokratismus.
 
 
Isabella Teotochi Albrizzi , die Griechin seines Lebens, über Vivente De-Non in ihren »Ritratti«, einer 1807 erstmals erschienenen Sammlung literarischer Porträts:
 
Sehen Sie ihn inmitten der riesigen Bauwerke, die  ägyptischer Stolz den künftigen Jahrhunderten hinterlassen hat und mit denen uns seine gelehrte Neugier nun besser bekannt gemacht hat. Folgen Sie ihm in die tiefe Stille der Wüste, in den heiligen Schauer der Gräber, in die Wut des Schlachtgetümmels, in Heimsuchungen und Widrigkeiten aller Art... Inmitten der größten Gefahren, scheint er wahrhaft unverwundbar oder hält sich dafür und setzt sich ihnen immer wieder aus — für andere, ohne an sich selbst zu denken. Er ist ein ausgezeichneter Beobachter und zugleich ein so vorzüglicher Erzähler, dass das, was er gesehen hat, Ihnen nachher erscheint wie etwas, das Sie selbst bestens haben beobachten können. ... Und da hier vom Reisen die Rede ist, darf ich nicht verschweigen, wie köstlich es ist, in seiner Gesellschaft unterwegs zu sein, denn, abgesehen vom Reiz der Unterhaltung mit ihm, hält der Stift, den er stets bei der Hand hat, alles fest, was nur einmal gesehen zu haben man nachher allzu sehr bedauern würde. ... Und was noch? Indem Sie dies lesen, kennen Sie ihn schon und lieben ihn — gleichgültig ob Leserin oder Leser; denn eigenartig, vielleicht einzigartig an ihm ist, dass er den Männern stets lieb und teuer war, den Frauen aber noch unendlich viel mehr.
 
 
Goethe, der Denon im Frühjahr 1790 in Venedig kennengelernt hatte, im Oktober 1806 nach den Schlachten bei Jena und Auerstedt an seinen Freund Carl Ludwig von Knebel:
 
Habe ich dir schon geschrieben, daß ich einen Besuch von meinem alten Freund Denon hatte, der sich einige Tage bei uns aufhielt? So muss erst ein Gewitter vorbeiziehen, wenn ein Regenbogen erscheinen soll! Er war äußerst munter und artig.
 
 
Johann Friedrich Ferdinand Emperius, der gegen Ende des Jahres 1806 mitansehen muss, wie in den von ihm verwalteten Braunschweigischen Sammlungen Denon seine Auswahl trifft:
 
Wäre das Geschäft, das er hier verrichten sollte, nicht so gehässig [feindselig] gewesen, so würde eine nähere Bekanntschaft mit ihm mir sehr erwünscht geschienen haben. Herr Denon war als Künstler, als Kenner von Kunstwerken, als Direktor der größten Sammlung der herrlichsten Werke, die je zusammengebracht war, als Reisender, als Schriftsteller, berühmt und ausgezeichnet. Seine Annehmlichkeit im Umgang und seine in diesem Umgange erworbene Erfahrung und Gewandtheit empfahl ihn nicht weniger, als sein gebildeter Geschmack und seine mannigfaltigen, wenn auch nicht immer ganz gründlichen Kenntnisse.